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Alpine Satire - Bin ich eigentlich ein Schaf?

Bin ich eigentlich ein Schaf?!
Bin ich eigentlich ein Schaf?!

Wer kennt das nicht? Die Frühjahrsskitour soll eigentlich das Highlight der Saison werden, bereits mitten in der Nacht geht es los, doch die Stunden davor liegt man schlaflos im Bett. Und nicht mal "Schafe zählen" hilft.

Hilft Schafe zählen? - Protokoll einer Frühjahrsskitour

  • 0.05 Uhr - Schafe, Schafe überall Schafe – wo kommen die denn alle her? Bei Tier Nummer 153 geht so ein übermütiger Bock durch, die Herde rennt wie in Panik hinterher und mich über den Haufen. So, und jetzt kann ich wieder von vorne anfangen. Also: 1, 2, 3… wer hat sich diesen Mist eigentlich ausgedacht? Beim Schafe zählen schläft man mit Sicherheit nicht schneller ein. Verdammt, morgen, nein heute muss ich doch top-fit sein!
  • 0.30 Uhr - Wie konnte ich so blöd sein, schon um 9 Uhr ins Bett zu gehen. Viel zu früh, um wirklich müde zu sein und einzuschlafen. Aber unsere Frühjahrstour ist der Höhepunkt der Skisaison und ein dicker Brocken...
  • 0.44 Uhr – Können Schafe rechnen? Noch 1 Stunde 45 Minuten. Um 4.30 Uhr wollen wir in Scharnitz starten. Um 3 Uhr muss ich in München los, also spätestens um 2.30 Uhr aufstehen.
  • 1.05 Uhr - Das Ticken des Weckers klingt wie eine Bedrohung. Außerdem läuft das Ding immer schneller. Ich muss ihn mal überprüfen lassen. In kürze heißt es raus aus den Federn und ich bin noch nicht einmal eingeschlafen. Habe ich eigentlich die Harscheisen eingepackt? Harscheisen darf ich auf gar keinen Fall vergessen. Also schnell noch mal nachsehen.
  • 1.08 Uhr - Harscheisen nach völligem Durchwühlen des Rucksacks im dunklen Flur gefunden, dabei festgestellt, dass die Stirnlampe fehlt, die ich hierzu schon hätte brauchen können. Ich Schaf, stolpere über meine Skischuhe, breche mir fast den Zeh und wecke den Rest der Familie auf.
  • 1.30 Uhr – Mein getapeter Zeh schmerzt höllisch; an Schlaf ist nicht zu denken. Zähle Schafe, um nicht an den Schmerz zu denken.
  • 1.55 Uhr – Schmerz lässt nach. Ich bin munter wie ein Schäfchen. Wenn ich jetzt ein Schlafmittel nehme, kann ich die Tour vergessen.
  • 2.30 Uhr – Mein Wecker klingelt. Jetzt fühle ich mich müde und glaube, dass ich sogar einschlafen könnte. Kann meine Freunde aber nicht im Stich lassen. Schaf-Herdentrieb.
  • 2.35 Uhr – Will beim Aufstehen niemand Wecken und stürze diesmal möglichst leise über meine bereitgestellten Skischuhe. (Ich Schaf!)
Blühende Krokuswiese - der Lohn für wenig Schlaf
Blühende Krokuswiese - der Lohn für wenig Schlaf
  • 3.15 Uhr – Fahre Richtung Scharnitz und kann mich nur schwer wach halten. Jetzt könnte ich schlafen – ganz sicher – auch ohne Schafe.
  • 4.36 Uhr – Start ins Roßloch mit den Skiern auf dem Radl. Bereits am Isarursprung vermisse meinen rasenden Wecker. Warum vergeht die Zeit jetzt so langsam. Ich bin hundemüde.
  • 5. 25 Uhr - Ich trete apathisch in die Pedale und zähle wieder Schafe. Vielleicht vergeht so die Zeit schneller bis wir endlich die Ski anschnallen und die wärmende Sonne erreichen. Mir ist kalt, ich schwitze und…ich bin müde…sehr! Warum mach ich das eigentlich? Bin ich ein Schaf?
  • 7.08 Uhr – Endlich Sonne und endlich Schnee.
  • 8.17 Uhr – Was für ein wunderbares, sonnendurchflutetes weites Schneekar. Was für eine grandiose Felslandschaft ringsherum. Ich bin immer noch hundemüde, aber jetzt top motiviert. Habe richtig Bock - Schafsbock?
  • 10.03 Uhr – Wir stehen am Gipfel der Grubenkarspitze – geschaf(f)t! Gibt es etwas Schöneres? Hatte ich je Zweifel?
  • 10.30 Uhr – Die Abfahrt durch zischenden Firn hat Suchtpotential. Keine Schafe – ich brauche diese Viecher nicht.
  • 12.11 Uhr – Ein Bier an der Kastenalm zur Erfrischung. Bin total erschöpft und müde, aber glücklich. Auch hier keine Schafe, aber die ersten Touristen.
  • 19.30 Uhr – Gehe jetzt ins Bett und schlafe trotz der frühen Stunde sofort ein. Keine Schafe nötig. Also, geht doch!

Von Bernhard Ziegler