Alpinjournalist und tourentipp.com-Autor Michael Pröttel hat im Frankreich-Urlaub die Bergstiefel gegen Paddel getauscht und dabei eine fantastische Gebirgslandschaft einmal ganz anders erlebt. Kanufahren auf der Ardèche ist also eine echte Empfehlung für den Urlaub 2016 und zwar ganz besonders für den Herbst.
Der Herbst ist nämlich die beste Jahreszeit, um eine der beeindruckendsten Gebirgsschluchten Europas mit dem Kanu zu befahren. „Ich denke, es sind schon bis zu 5000 Boote pro Tag." Christophs Einschätzung bezüglich der maximalen Frequentierung im August ist nicht als Scherz gemeint. Sollen wir uns das wirklich antun? Der sympathische Chef des Kanu Verleihs „L´Arche de Noé“ zerstreut unsere Zweifel glücklicherweise gleich schon im nächsten Satz: „Keine Angst, jetzt Anfang September sind höchstens um die 200.“ Der mit Spannung erwarteten Papa-Sohn-Tour auf der von steilen Felswänden flankierten Ardèche steht also nichts mehr im Wege.
Über Genf nach Vallence und auf der A7 bis Ausfahrt „Bollène“. Weiter über Pont St. Esprit zur Panoramastraße über der Ardéche Schlucht und entlang dieser weiter nach Vallon Pont dÁrc.
Die Ardèche entspringt im Regionalen Naturpark Monts d’Ardèche und mündet nach 125 Kilometern in die Rhône. Der Unterlauf zwischen Valon Pont d´Àrc und Sauze ist für Sportliche auch ohne Vorkenntnisse zu befahren. Wer sich unsicher ist, kann die meisten Stromschnellen auch umtragen. Durch starke Regenfälle im Frühling kann der Fluss zu dieser Zeit sehr viel Wasser führen. Die während des Sommers normalen Stromschnellen sind dann eher erfahrenen Kajak Fahrern vorbehalten.
Da ab September deutlich weniger Boote unterwegs sind, ist das der beste Monat für eine Paddel Tour. Dann sind auch die Preise deutlich niedriger (siehe Kanu Mieten). Die Kanu Saison endet bei den meisten Anbietern Mitte Oktober.
Rund um Valon Pont dÁrc gibt es viele Anbieter, die sich preislich kaum unterscheiden. Besonders zum empfehlen ist „L´Arche de Noé“ (www.canoe-kayak-arche-de-noe.fr) auf deren netten Parkplatz man auch Übernachten kann. In der Nachsaison reicht es, sich am Vorabend ein Kanu zu reservieren. Im September liegen die Preise für eine 24 km Tour für einen Erwachsenen und ein Kind bei glatt 50 Euro.
Rund um Valon Pont d´Arc und in der Nähe des Pont d´Arc gibt es zahlreiche Campingplätze. Sehr nett ist der einfache Platz direkt am Pont dÁrc, wo man abends und morgens den berühmten Steinbogen fast für sich allein hat. Zudem gibt es zwei (kostenpflichtige) Übernachtungsplätze direkt am Fluss, durch die man die Kanutour auch auf zwei Tage aufteilen kann (wird von den meisten Vermietern ebenfalls angeboten).
Sieben? Vierundzwanzig? Einunddreißig? Wer die landschaftlich einmalige Gorges de l’Ardèche befahren will, muss sich zunächst die Frage stellen, wie viele Paddel Kilometer er seinen Oberarmen zutraut. Von allen Bootsverleihern werden drei verschiedene Strecken angeboten, zu deren Start- und Endpunkten man samt Boot, Paddel, wasserdichter Tonne und Schwimmwesten gebracht und abgeholt wird. Highlight der kürzesten, etwa sieben Kilometer langen Etappe, für die knappe zwei Stunden (gemeint ist jeweils die reine Paddel Zeit) veranschlagt werden, ist die Durchfahrt des gewaltigen Natursteinbogens Pont d´Arc. Der nach dem Mont Blanc am zweitmeisten besuchten Sehenswürdigkeit der Region Rhône-Alpes.
Die 24 Kilometer lange Fahrt auf dem daran anschließenden Abschnitt begleiten wiederum die höchsten und steilsten Felswände der Ardèche, sensationelle Flussschleifen wie der Cirque de Madeleine und nicht zuletzt traumhafte Uferplätze, an denen man die Seele baumeln lassen kann. Stundenlang darf man auf den schönen Kiesbänken oder auf den, von der Sonne aufgewärmten Felsplatten aber nicht abhängen. Die Fahrzeit bis zum Schluchtausgang bei Sauze beträgt immerhin viereinhalb Stunden. Und um halb fünf muss man spätestens ankommen, will man nicht nach Valon Pont d´Arc (wo sich die meisten Kanu Anbieter befinden) zurück trampen. Wer sich schließlich den gesamten Ardèche Canyon zutraut, bekommt freilich alle landschaftlichen Highlights dieses sensationellen Gebirgsflusses zu Gesicht, muss sich aber auf eine Streckenlänge von 31 Kilometern und eine Paddelzeit von stolzen sechs Stunden einstellen. Die eine oder andere Stromschnelle muss man allerdings auf allen drei Varianten meistern.
Zwei mal zwei statt einmal vier. Entsprechend aufgeregt und hektisch verläuft das Familienfrühstück. Simon und ich müssen uns beeilen. Um Punkt neun sind wir für die Abfahrt zur 24 Kilometer Tour verabredet. Kookie und Joris können in unserem Campingbus, der praktischerweise direkt am hübschen Parkplatz von „L´Arche de Noé“ steht, noch ein wenig trödeln. Sie haben „nur“ die Kurzetappe vor sich. Eigentlich war geplant, die mittelgroße Etappe gemeinsam zu befahren. Am Vorabend begrüßte uns Valon Pont d´Arc jedoch mit einer Riesen Enttäuschung. „Tut uns leid, aber Kinder dürfen erst ab sieben Jahren auf die Ardèche,“ lautete die freundliche aber unumstößliche Ansage, des ersten Vermieters, den wir am südfranzösischen Kanu-Mekka ansteuerten. Da sich eine Berg affine Aktiv-Familie nicht so leicht ins Bockshorn jagen lässt und die Enttäuschung des sechseinhalb jährigen Joris ein Meer an Tränen evozierte, lautete die Devise „Woanders nachfragen schadet ja nicht.“ Tatsächlich drückte mit der „Arche Noah“ gleich der nächste Anbieter ein Auge zu. „Wenn er gut schwimmt und gerne ins Wasser springt, kann einer von euch beiden mit Joris jetzt in der Nachsaison die Kurzetappe unternehmen,“ lautete Christophs erlösende Erlaubnis. Dass der elfjährige Bruder unbedingt mit dem Papa in die Ardèche stechen will, war natürlich abzusehen.
Wies´n-Gaudi … en nature. Klamotten in die Tonne. Schwimmwesten an. Und ab auf den Fluss. Auf den ersten hundert Metern haben Simon und ich für die gewaltige Landschaft nur wenig Blicke übrig. Zu sehr sind wir zunächst damit beschäftigt, in einen gleichmäßigen und kraftvollen Paddel-Move zu kommen. Von Christoph wissen wir, dass ein solcher entscheidend ist, will man ohne Umkippen die Stromschnellen meistern. Andererseits sollen, die „Rapids“ (wie sie auf Französisch genannt werden) wegen des derzeit geringen Wasserstands vergleichsweise zahm sein. Trotzdem nähern wir uns nach etwa zwei Stunden Flusszeit ziemlich aufgeregt der Schlüsselstelle der gesamten Tour. Schon von weitem ist zu sehen, dass am berüchtigten „Dent Noir“ (einem großen hinter einer Stromschnelle aus dem Wasser ragenden schwarzen Fels-Backenzahn) zwei vor uns fahrende Boote gekentert sind. Was hatte uns Christoph gleich wieder eingeschärft? Immer der Strömung zur höchsten Welle folgen (da ist nämlich am meisten Wasser) und am Gegenhang sich nicht instinktiv von der Felswand weg, sondern ganz im Gegenteil sich eher zu ihr hin beugen. Sonst unterstützt man nämlich genau die Unterströmung nach einer Kurve und landet wie unsere Vorgänger im Wasser. Wir folgen der schnellsten Strömung, paddeln was das Zeug hält und sausen ohne Felskontakt sowohl am Gegenhang als auch am schwarzen Zahn vorbei. Nicht nur Simon ist stolz wie Bolle, als auch noch am Ufer pausierende Gesinnungsgenossen applaudieren. Wir sind uns sicher. Der Rest ist für uns das reinste Kinderspiel.
Tatsächlich empfindet mein Sohnemann die folgenden Stromschnellen als fast zu zahm. Dass Übermut unter Umständen bestraft wird, müssen wir allerdings bei der letzten Stromschnelle zur Kenntnis nehmen. Da uns die rechte von zwei möglichen Durchfahrten als zu läppisch vorkommt, steuern wir nach links. In gewohnter Klasse geht’s wieder flott am Gegenhang vorbei. Allerdings endet dieser in einem Felsüberhang, an dem sich Simon ordentlich den Kopf anhaut. Mit etwas schlechtem Gewissen entbinde ich meinen Sohn vom Kräfte zehrenden Endspurt (die letzten drei Kilometer hat der Fluss kaum noch Strömung), paddle das letzte Stück so gut wie allein und freue mich, als er an der Anlegestelle quietschfidel meint: „Hey Papa, Paddeln ist viel cooler als Wandern.“
Autor: Michael Pröttel
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