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Kinderklettern - Gut fürs Hirnschmalz!

Kinder klettern gerne. Es gehört zu ihrem natürlichen Bewegungsdrang.
Kinder klettern gerne. Es gehört zu ihrem natürlichen Bewegungsdrang.

„Fang mich doch, Eierloch…“, schreit der kleine Matthias frech grinsend, entwischt seiner Mama und klettert flink wie ein Wiesel an den künstlichen Griffen zwei Meter die Wand hinauf ehe er mit wildem Indianergeheul in die Bouldermatte springt. Ein riesiger Spaß! Und die Mami hat ihn natürlich nicht so schnell erwischt, obwohl sie selbst eine passionierte Sportkletterin ist. Kraxeln, Klettern – das ist für Kinder in ihrem angeborenen Bewegungsdrang eine ganz natürliche Sache und ist gleichermaßen gut für Leib und Seele.

Das belegen auch die aktuelle Hirnforschung und Erfahrungsberichte aus dem Bereich therapeutisches Klettern. „Die beste Vorbereitung auf Mathe, ist nicht Mathe üben, sondern auf Bäume klettern“, so der Hirnforscher Gerald Hüther in einem 3sat-Interview. Beim Klettern werden beide Gehirnhälften besser verknüpft und zudem motorische, kognitive und soziale Kompetenz gefördert.

Verantwortung übernehmen

Von Anfang an lernen Kinder beim Klettern Verantwortung zu übernehmen. In den Kinderkletterkursen des Alpenvereins wird den Kleinen von Beginn an ein Basiswissen in Sachen Sicherheit beigebracht - Vertrauen, Rücksicht und Sicherheit sind zentrale Themen beim Klettern. Daher wird Klettern auch erfolgreich bei Lernschwierigkeiten und Verhaltensstörungen eingesetzt. Während die Schulmedizin ADHS-Kinder (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) gerne mit dem Medikament Ritalin ruhigstellt, machen betroffene Kinder beim Klettern häufig auch ohne die Hammermethode eine erstaunlich positive Entwicklung. Beim Klettern ist man ganz im Hier und Jetzt. Außerdem produziert man beim Klettern verstärkt sogenannte Neurotransmitter (körpereigene Botenstoffe), welche die Informationen einer Nervenzelle weitergeben.

Bei alle den positiven Auswirkungen sollte man Kinder dennoch nicht zum Klettern überreden. Aber in der Regel muss man das auch gar nicht. Denn gerade, wenn nicht der sportliche Ehrgeiz der Erwachsenen, sondern das Spielerische im Vordergrund steht, macht das Klettern den Kindern riesigen Spaß und die Motivation kommt von den Kids selbst und nicht von außen. Carolin Achleitner ist Trainerin bei den DAV Sektionen München-Oberland und weiß, dass vor allem das Klettern in der Gruppe den Kleinen viel Freude bereitet. Sie führt die Anfängergruppe nicht sofort mit Seil und Gurt an die große Hallenwand, sondern macht zuerst Spiele im Boulderraum. Dabei ergibt sich das Klettern ganz von selbst und wird eben spielerisch eingebunden. Erst dann werden die Kinder mit Seil und Gurt an die große Wand herangeführt und klettern im Toprope (Nachstieg) nur soweit hinauf wie sie selbst Lust dazu haben.

Kinderklettern in der Kletterhalle
Kinderklettern in der Kletterhalle

...und dann geht's richtig zur Sache

Peu à peu werden dann klettertechnische Tipps, Knotenkunde und Partnersicherung vermittelt. Beim Sichern muss immer ein Erwachsener Rücksichern, indem er das Seil der Sicherungshand festhält, so dass im Falle eines Sturzes die Bremswirkung am Sicherungsgerät garantiert ist. Der Vorstieg ist erst etwas für fortgeschrittene Kletter-Kids und in diesem Zusammenhang will freilich auch das Stürzen geübt werden.

Eltern, die klettern und alle Tricks lehrbuchmäßig beherrschen, können all das natürlich auch ihren Kindern selbst beibringen, doch die Erfahrung zeigt, dass die Kids in der Gruppe besser lernen und motivierter sind. Und die extra dafür ausgebildeten Trainer des DAV können zudem auf reichlich Erfahrung zurückgreifen.

Fazit

Sportklettern sowie Bouldern mit Kindern an künstlichen Wänden macht Spaß und ist gut für Körper und Geist. Es fördert das Selbstbewusstsein der Kleinen im Sinne von sich selbst bewusst sein und es ist ein Sport, der Koordination und nahezu alle Muskelgruppen trainiert. Ganz spielerisch - und das ist das besonders Schöne daran!

4 Tipps für die richtige Ausrüstung

  • Hüftgurt speziell für Kinder. Nur für die ganz Kleinen empfiehlt sich ein Kombigurt. Er hat jedoch durch den hohen Anseilpunkt Nachteile beim Abseilen, da das Kind dabei mit der Brust an die Wand gezogen wird.
  • Kletterschuhe für Kinder. Fortgeschrittene Kinder benötigen spezielle Kletterschuhe; Anfänger können durchaus auch Turnschuhe verwenden.
  • Sicherungsgerät. Das GRIGRI + ist ein Sicherungsgerät mit Blockierunterstützung zum Hallen- und Felsklettern. Dank des Anti-Panik-Hebels eignet es sich hervorragend für Einsteiger.
  • Kleidung. Hier ist Bewegungsfreiheit angesagt. In der Regel tut es eine Trainingshose und ein T-Shirt.

5 Tipps in Sachen Klettertechnik

Im Idealfall erlernen Kinder Klettertechnik spielerisch und nicht durch hartes Training. Die DAV-Trainer kennen eine Reihe von Spielen, bei denen Bewegungsabläufe ganz automatisch verinnerlicht werden. Folgende Tricks stehen dabei am Anfang im Mittelpunkt:

  • Eindrehen und damit eine größere Reichweite der Arme erzielen.
  • Arme lang machen, um so Kraft zu sparen
  • Fußtechnik – bewusst und gezielt mit der Fußspitze treten (Übung: ganz leise treten)
  • Froschtechnik – hoch treten (Knie auf Hüfthöhe), so dass die Beine wie beim Frosch stark angewinkelt sind. Die Aufwärtsbewegung erfolgt dann überwiegend durch die Beinmuskulatur und die ist kräftiger als die Arme.
  • Überkreuz treten oder greifen.

Kursangebote für Kinder

Die DAV-Sektionen München-Oberland haben ein außergewöhnlich reichhaltiges Kursangebot in Sachen Kinderklettern. Infos dazu unter www.alpenverein-muenchen-oberland.de oder bei der AV-Sektion ihrer Gegend.

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Sie schießen derzeit wie Pilze aus dem Boden. Ein Blick ins Internet genügt und Sie finden eine Sportkletteranlage in ihrer Region.

Autor: Bernhard Ziegler